Zum Jahresende ist es für mich hilfreich, auch einmal innezuhalten und den Status Quo zu überprüfen. Auch wenn derzeit noch viel los ist und Ruhepause selten sind, schon seit einigen Wochen kreisen meine Gedanken um die wirklich großen, grundlegenden Themen.
- Wer bin ich heute?
- Wer kann ich in Zukunft sein?
- Und wer will ich überhaupt sein?
Nahe an der Frage nach dem Sinn des Lebens. So wahnsinnig tiefgründig will ich diesen Artikel aber insgesamt gar nicht halten. Für mich ist es wichtig, positiv und klar in die Zukunft zu blicken.
Meine Erkenntnis, die auch schon in einem anderen Artikel zu meiner Entwicklung anklang:
Privatleben und Business sind bei mir nicht mehr zu trennen.
Ich gehe heute noch einen Schritt weiter und würde sagen: Ich baue mir gerade meine Position so auf, wie es zu meiner privaten Planung im Jahr 2020 am besten passt.
Welche Art von Arbeit passt zu mir und meiner Lebensplanung?
Sehr glücklich bin ich mit der Entwicklung, dass Website-Erstellung und damit auch Webdesign in unserer Angebotspalette jetzt einen festen Platz gefunden haben. Denn im Sommer war ich noch unzufrieden, weil es mir fehlte, hier ein wirklich stimmiges Angebot für unsere Kunden zu haben. Ich weiß einfach, dass ich gut im Bereich benutzerfreundliches Webdesign bin und möchte das weitergeben können.
Mir liegt Beratung auch sehr, immerhin habe ich die letzten 17 Jahre Kunden im Marketing beraten, das ist einfach ein großer Teil meiner Arbeit und ein Stück weit Berufung.
Aber ich liebe es, direkt sichtbare Ergebnisse zu haben. Richtig im Flow bin ich beim Website bauen.
Vorher hatte ich noch das vage Gefühl, mich nicht komplett bei Webgeist einzubringen. Jetzt fühlt sich das viel stimmiger an und mit der Umsetzung der Website können wir auch alles aus einer Hand anbieten.
So habe ich meine eigenen Stärken besser erkannt
Ein wichtiger Schritt dorthin war, dass ich einen Persönlichkeitstest gemacht habe. Natürlich hat sich vieles, was mir schon irgendwie klar war, nur noch bestätigt. Bestätigung hilft mir aber dabei, Persönlichkeitsmerkmale anzunehmen und auszuleben. Ich bin übrigens ein Mediator-Typ. Den Test sehe ich nur als Orientierung im Hier und Jetzt, aber nicht als Begrenzung, was ich noch erreichen möchte.
Sehr interessant ist auch die folgende Frage: „Was würdest Du tun, wenn Du Deinen Beruf ab morgen nicht mehr machst?“ Es geht dabei nicht um den Aspekt des Geldverdienens und Lebensunterhalt erwirtschaften. Sondern ganz frei überlegt: „Was würde ich als sinnvolle Lebensaufgabe ansehen?“ Mein allererster Impuls war übrigens: Dann würde ich Kunst machen. Das ist auch für mich selbst verwunderlich, weil ich persönlich eigentlich wenig Berührungspunkte zu Künstlern habe, auch leider nicht oft zu Ausstellungen oder in Museen gehe. Als zweiter Impuls kam hinterher: Was mit Kindern machen. Vor meinem geistigen Auge gab es ein Bild von einem kleinen Innenhof im Sommer, wo Tische und Bänke aufgebaut sind und Kinder malen und basteln, sich künstlerisch betätigen. (Solche Angebote gibt es in München übrigens als Ferienprogramm und ich bin sehr gespannt, ob unsere Kinder daran Spaß hätten, wenn sie alt genug dafür sind.)
Das Ganze führt natürlich nicht dazu, dass ich komplett was anderes machen möchte. Ich liebe unsere Firma und was wir uns und für unsere Community damit aufbauen.
Aber es bringt mich zu Nachdenken über Prioritäten und Lebensphasen. Und ich denke, dass ich mit meiner neuen Aufgabe, Websites zu bauen und mit unserem Club-Beratungsmodell ideale Voraussetzungen dafür habe, zeitlich flexibel zu arbeiten. Ich liebe es, die ruhigen Abendstunden oder auch mal eine Stunde am Wochenende zu nutzen.
Unternehmen und Familie aufbauen – gleichzeitig
Damit komme ich auch langsam zum Kern der Sache, die mir schon länger unter den Nägeln brennt. Meine Botschaft ist nämlich:
Ich habe die Freiheit, eine Familie zu haben, Kinder zu bekommen UND Leistung im Beruf zu zeigen.
Ja, ich baue mit meinem Mann, mitten in der Familienphase, unser Business auf.
Mit einem Kind ist das ja mit guten Betreuungsmöglichkeiten auch machbar. Wir sind sehr dankbar über ein bisher meist gesundes Kind und hatten wenig Ausfälle. Auch haben wir eine sehr liebevolle Unterstützung durch unsere eigenen Eltern.
Interessant wird es für uns nun mit dem zweiten Kind. Seit ich wieder schwanger bin, bin ich deutlich reflektierter geworden und plane unsere Zukunft noch aktiver. Ich bin mir jetzt auch ganz bewusst sicher: Ich will und kann das beides.
Die Kinder werden dann einen Abstand von etwas mehr wie 2 Jahren haben. Dieser Altersabstand war geplant und ich bin sehr dankbar, dass dieser Wunsch in Erfüllung geht. 2 kleine Kinder zu haben und daneben hochwertige Arbeit abzuliefern, das ist natürlich eine Herausforderung. Aber es soll sich nicht schwer und hart anfühlen, das ist mir wichtig.
Ich habe immer mehr erkannt, dass in mir und in diesen Aufgaben eine große Chance liegt. Es ist meine Chance, mein Leben frei zu gestalten und für mein Umfeld ein Vorbild zu sein.
Gleichberechtigung für beide Partner
Ich finde es auch sehr wichtig zu betonen, dass bei Richard und mir echte Gleichberechtigung gelebt wird. Das erlebe ich bei anderen berufstätigen Eltern selten. Auch gestehen es leider immer noch wenige Arbeitgebern den angestellten Frauen zu, Leistung zu zeigen und so weiterzuarbeiten, wie sie es vor der Familienplanung taten. Das Stichwort heißt hier „Teilzeitfalle“, wer Teilzeit arbeitet, wird meist auch nicht mehr für voll genommen und bekommt nur noch anspruchslose Projekte.
Ich bin froh, mich nicht entscheiden zu müssen.
Um einen Einblick zu geben in die momentane Situation: Wir haben beide genau gleich viel Arbeitszeit zur Verfügung. Je nachdem, wer gerade an den wichtigeren Aufgaben dran ist, bekommt auch mal mehr Zeit dafür. So halten wir das Modell flexibel.
Ich merke selbst auch, dass ich wirklich ein Stück weit produktiver und fokussierter geworden bin, im Vergleich zur kinderlosen Zeit. Das klappt sicher nicht jeden Tag. Und oft möchte ich auch bewusst keinen Zeitdruck aufbauen für Kreativaufgaben. Aber grundsätzlich gehe ich doch bewusster mit meiner Arbeitszeit um.
Die Betreuung unseres Sohnes decken wir über eine Kindertagesstätte und über die Großeltern ab. Nachmittags wird er abwechselnd von Richard oder mir abgeholt und betreut. Entweder wir unternehmen etwas mit ihm (kleine Ausflüge, Spielplatz etc.) oder wir erledigen einfach Einkäufe. Manchmal gibt es aber auch kein besonderes Programm. Ich mag es gerne, rauszukommen und zusammen mit diesem kleinen, sehr neugierigen Kind ebenfalls die Welt mit anderen Augen zu sehen. Mein Leben ist dadurch vielfältiger und bunter geworden als früher, wo ich außer Arbeiten, Sport und Business-Networking wenig sonst unternommen habe.
Wenn ich mich aber nachmittags umsehe, sehe ich fast nur Frauen mit Kindern. Männer mit Kindern sind immer noch die Minderheit im Alltagsbild. Das finde ich schade, denn Väter können gleichermaßen Erziehungsaufgaben übernehmen und sind eine ebenso wichtige Bezugsperson wie die Mutter. Auch vor diesem Hintergrund ist es mir wichtig, mehr von unserem Leben zu teilen und zu zeigen: Es geht auch anders.
Mit diesen und folgenden Artikel möchte ich besonders andere Frauen ermutigen:
Entscheide Dich nicht zwischen Kindern und Business. Mach einfach beides.
Und fordere Gleichberechtigung ein, sofern Du nicht wie ich das Glück hast, dass sie Dir ganz selbstverständlich geschenkt wird.
Ich freue mich sehr, wenn Du als Mutter oder Vater meinen Artikel kommentieren magst. Wie lebst Du selbst die Vereinbarkeit? Oder, falls bei Dir die Zeit mit kleinen Kindern schon länger zurückliegt: Hast Du damals etwas vermisst? Würdest Du es heute anders angehen oder genauso wieder machen?
Falls Du keine Kinder hast: Wie empfindest Du Eltern im Berufsleben? Gibt es besondere Nach- oder auch Vorteile für Dich?
Danke für die Offenheit, Lisa! Es freut mich, dass Ihr Euch mehr als ein Kind gewünscht habt und auf einem guten Weg seid! Wir haben drei und machten es etwas anders: Als verbeamtete Bibliothekarin konnte meine Frau 13 Jahre zuhause bleiben, um die Kinder zu begleiten bis der Kleinste in die Schule kam. Seit drei Jahren habe ich mein Geschäftsmodell umgestellt, von “Zeit gegen Geld” auf “Erfolgsbeteiligung”. Das wird sich erst mittel- und langfristig auszahlen, aber durch das Einkommen meiner Frau kann ich mir die Freiheit nehmen, in Ruhe an diesen Projekten zu arbeiten und ihr den Rücken freihalten, indem ich mich um die Hausarbeit kümmere.
Anders, umgekehrt, aber doch ähnlich! Denn unser beider Vorgehen zeigt, wie wertvoll das gewählte Geschäftsmodell ist. Voraussetzung ist natürlich, dass sich die Lebenspartner einig sind.
Hallo lieber Jochen, vielen Dank für Deinen schönen Kommentar. Ja, das zeigt, dass jede Familie ihre eigene Lösung finden sollte, für die jeder einstehen und damit zufrieden leben kann. Ich verstehe durchaus auch Frauen, die sich bewusst aus dem Berufsleben zurückziehen und, wie Deine Frau, später zurückkehren. Was ich ungut finde, wenn ständig eine latente Unzufriedenheit herrscht oder einfach die Möglichkeiten nicht ausgeschöpft werden können – weil die Gesellschaft manchmal noch anders tickt. Ein Mann in der Krabbelgruppe ist vielleicht noch der Einzige, aber einer muss ja auch mal anfangen. ;)
Toll, dass Du nun beruflich mehr Freiräume hast und ihr das Modell auch den Lebensphasen entsprechend anpassen konntet!
Zum Businessmodell gebe ich Dir Recht, da können neue Angebotsformen Flexibilität schaffen. Ich habe kürzlich übrigens den Denkanstoß bekommen, dass die Berufserfahrung und die Investitionen in die Ausbildung ja eigentlich auch in Stundenlöhne einkalkuliert werden sollten. Wenn man es so sieht, ist “Zeit gegen Geld” sowieso nicht sinnvoll. ;)
Liebe Grüße, Lisa
Hallo liebe Lisa, schön zu lesen, dass ihr Gleichberechtigung im Job und in der Familie lebt. Ich hatte in meiner Ehe leider nicht das Glück und hab dadurch viel zurückgesteckt. Da ich ein Lebensmodell, was für beide gerecht gewesen wäre, nicht durchsetzen konnte, habe ich mich getrennt und meinen Weg allein mit den Kindern fortgesetzt, mit wesentlich mehr Freiheit und Verantwortung über mich und meinem Leben. Heute lebe ich ebenfalls in einer Beziehung, die gleichberechtigt ist. Darüber bin ich sehr glücklich ?
Danke, Katrin, für Deinen persönlichen Kommentar. Eine Ehe aufzugeben ist sicherlich nicht leicht. Aber wenn Du nicht glücklich sein konntest, ist es der richtige und konsequente Schritt. Hut ab vor dieser Entscheidung, dazu gehört viel Stärke und Mut. Ich glaube, es gibt noch zu viele Frauen (und sicherlich auch Männer), die eher eine Situation aushalten und dulden und dadurch viel Lebensfreude einbüßen.
Wie schön, dass es mit dem richtigen Partner jetzt so gut läuft! Manchmal muss man erst was hinter sich lassen, um zu erkennen, was wirklich erstrebenswert und wertvoll ist. Alles Gute weiterhin Dir!
Servus Lisa,
toller beitrag! toll dass du damit so offen umgehst. ich wollte schon fragen, wann mal wieder ein unternehmer stammtisch stattfindet. jetzt weiß ich, warum gerade pause ist. ;-)
toll, dass Du/ Ihr beide das so gut hinbekommt, beides zusammen zu machen.
Ich komme ja viel rum, oft zu meinen Kunden nach Hause. Ich kenne viele (junge) Familien. Manche Frauen die echt fit sind, sind mit zwei Kindern ohne Beruf schon zeitlich am Limit. Klasse, dass Ihr so viel Unterstützung von den Omas und Opas habt.
Um zu Deiner Frage zum Schluss von deinem Beitrag zu kommen: Ich hab mir mal sagen lassen, dass Frauen mit Kindern im Beruf sehr produktiv sind. Das beschreibst Du ja auch selbst oben gut.
Um zu einer weiteren guten Frage von Dir zu kommen: „Was würdest Du tun, wenn Du Deinen Beruf ab morgen nicht mehr machst?“
Ich wäre den ganzen Tag im Garten, und würde Gemüse und Obst anbauen. ;-) Oder auf einem (Berg) Bauernhof und diesen nachhaltig bewirtschaften. Da könnten dann gern im Innenhof die Kinder Malen und Basteln. ;-)
Nachhaltigkeit spielt auch in meinem jetzigen Beruf eine sehr wichtige rolle. Da sehe ich mich in der Verantwortung, dass der Kunde sein Geld in sinnvolle Sachwertanlagen investiert.
Ich wünsche euch für euer zweites Kind alles gute!
Liebe Grüße Martin
Danke, Martin! Ja, der Stammtisch ist viel Organisations-Arbeit, zudem gibt es sowieso schon viele Veranstaltungen in München. Während unsere Kunden auch eher aus ganz Deutschland kommen. ;) Wenn wieder mehr Bedarf und Zeit da ist, gibt es wieder einen Termin.
Zur Produktivität: Ja, ich lerne grade ganz viel zum Thema “Die richtigen Dinge tun”. :) Als Angestellte war es super, möglichst viel zu tun, immer beschäftigt zu sein. Aber eigentlich geht es ja darum, nur das zu tun, was mich weiterbringt. Ich bin überzeugt davon, wenn ich das noch etwas optimiere und dran bleibe, dann klappt es auch gut mit beiden Kindern.
Oh, das klingt toll mit dem Obst und Gemüseanbau. Oft sind es diese handwerklichen, einfachen Tätigkeiten, die auch gedanklich den Ausgleich herstellen.
Nachhaltigkeit ist heute wichtiger denn je. Also es ist nicht mehr die Frage ob, sondern wie man nachhaltig handeln kann. Toll, dass Du das in Deine Finanzprodukte integrieren kannst. Alles Gute dabei und natürlich auch privat!
Hallo Lisa!
Glückwunsch zum Geschwisterchen in spe ?. Ich kann dich beruhigen, selbständig sein klappt auch mit zwei Kleinkindern. Mein Großer wird im Dezember 3, der Kleine ist 15 Monate alt. Beide gehen inzwischen in die Kita, Großeltern vor Ort haben wir leider nicht.
Unser Modell sieht ganz anders aus. Aktuell arbeitet mein Mann Vollzeit, um mir den Test bzw. Start in die Selbstständigkeit finanziell zu ermöglichen. Und ich bin sehr froh darüber (obwohl ich damit natürlich nachmittags die klassische Spielplatz-Mami bin… ).
Übrigens finde ich, dass die Arbeitgeber es den Männern noch viel schwerer machen, als uns Frauen, die Arbeitszeit aus familiären Gründen zu reduzieren, ohne dadurch Karrierenachteile in Kauf zu nehmen. Da gibt es in vielen Fällen überhaupt kein Verständnis dafür.
Euch weiterhin alles Gute!
Liebe Grüße, Tatiana